Welche Rolle spielt ein Eheversprechen in einer freien Trauung? Ist es ein Must-have oder ein Nice-to-have? Wie geht man es an? Was soll man dort schreiben bzw. sagen? Das Eheversprechen ist eine heiß diskutierte Angelegenheit unter meinen Brautpaaren. Völlig egal, wie genau sie wissen, warum sie einander lieben und wie konkret ihre Vorstellungen sind, was sie einander in der Ehe sein wollen und ganz unabhängig davon, wie oft sie beruflich oder in anderen privaten Situationen schon „in der Bütt“ standen: Muffensausen haben sie alle. Und (zu) viele entscheiden sich letzten Endes dagegen. Da das eine sehr persönliche Entscheidung ist, rede ich den Paaren da meistens nicht rein. Dieser Blogartikel soll das sagenumwobene Eheversprechen etwas transparenter machen und damit die Entscheidung dafür oder dagegen noch qualifizierter.
Pros und Cons des Eheversprechens Beginnen wir mit den Contras.
Puh. Jetzt habe ich mich fast schon selbst davon überzeugt, es lieber nicht zu empfehlen. 😉 Nein, schauen wir auf die Vorteile:
Variationsmöglichkeiten Einige der o.g. Cons eines Eheversprechens kann man auch durch die Wahl der Mittel ausgleichen. Um das erste Contra, den Zeitaufwand und das nötige Gehirnschmalz, kommt ihr nicht drum rum. Aber alle anderen Contras lassen sich sehr leicht aushebeln, indem ihr das Eheversprechen einfach gar nicht vortragt. Schließlich ist das etwas, das ihr füreinander tut und nicht fürs Publikum. Klar ist es der oben beschriebenen Gänsehaut-Moment des Tages, aber letzten Endes geht es um euch zwei. Ihr habt jederzeit die Freiheit, euch das zwar zu schreiben und mich dann auch erzählen zu lassen, dass ihr euch das geschrieben habt. Aber statt es vorzulesen, können wir es in die Zeremonie integrieren, in dem wir es beispielsweise versiegeln und in eine Flaschenpost packen. Den Gästen sage ich dann, dass ihr es euch geschrieben habt, es aber einander in den Flitterwochen vorlesen möchtet. Eine andere Variante ist, eine Zeitkapsel in die Zeremonie einzubauen und die Versprechen dorthin zu packen – zum Lesen und Vorlesen am ersten Hochzeitstag. Und ein Mittelweg dieser beiden Möglichkeiten wäre, dass ihr es schreibt, ich es aber in eurem Namen vorlese. Ein winziger Vorteil des Laut-Vortragens und Mir-dafür-Schickens ist noch, dass ich es dann in eurer Rede abdrucke, die ihr meistens von mir zugeschickt bekommt. So ist alles an einem Platz. Aber das ist nur eine Randbemerkung, ihr werdet auch so sicher einen würdigen Platz für dieses kostbare Papier finden. Ins Schreiben kommen Überzeugt? Cool! Wie geht ihr es nun an? Zunächst einmal den Rahmen:
Viele schöne Tipps für kreatives Schreiben und die ersten Schritte zu so einem Text hat auch meine Kollegin Ilonka in ihrem Blog verfasst. Wenn ihr es schreibt, ohne es während der Zeremonie vortragen zu wollen, seid ihr natürlich auch hier freier und könnt es beliebig lang oder kurz werden lassen. Ich würde aber auch dann empfehlen, dass ihr euch gemeinsam eine Überschrift überlegt. Eine möglichst präzise Überschrift und kurz besprecht, was ihr darunter versteht. Denn auch hier gilt es, dass beide genau wissen, worum es geht und nicht eine Fehlinterpretation des ganzen zu einem doofen Moment in den Flitterwochen/am ersten Hochzeitstag führt. Fazit Do it! Lasst euch diese Gelegenheit nicht entgehen, eurem Partner fürs Leben in dem Moment, an dem ihr so starke Gefühle füreinander habt, diese mitzuteilen. Das Schriftstück hebt ihr gut auf. Es hat durchaus die Macht, in Krisen die Relationen wieder deutlich zu machen und etwaige Streitpunkte auf das zu reduzieren, was sie sind: Kleine Schaumkronen auf dem Meer eurer Liebe. Ok, das war jetzt kitschig. Aber ihr versteht, was ich meine. Und stellt euch nur mal vor, wie es sein wird, dieses Eheversprechen nach fünf, nach fünfzehn, nach fünfundzwanzig Jahren zu lesen, wenn eure Liebe weiter gereift sein und sich verändert haben wird.
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Jüngst durfte ich Teil der Hochzeit von K&T sein. Ich sage bewusst nicht, "durfte ich K&T trauen", denn das habe ich in der Tat nicht gemacht. K&T haben mich für etwas anderes gebucht, und weil es etwas so Besonderes war, möchte ich euch davon berichten. Vielleicht inspiriert es die Paare unter euch, die ebenfalls nur im allerengsten Kreis heiraten wollen. Allerengster Kreis? Also Eltern, Geschwister, die engsten Freunde? Genau. Aber denen brauche ich ja wohl kaum zu erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt und wie der Antrag war. Das wissen die alle schließlich am besten. Dachten sich auch K&T und wollten aber gleichzeitig neben der standesamtlichen Hochzeit in den Weinbergen nahe Eltvilles noch ein besonderes Element für ihren großen Tag haben.
Es erfordert Mut, sich von Konventionen und den Erwartungen der Familie freizumachen und wirklich nur zwölf Erwachsene und zwei Kids einzuladen. Dabei ist es nichts anderes als konsequent. Ich sage es jedem Brautpaar, mit dem ich mich unterhalte, oft auch mehrmals: Euer Tag, eure Regeln. Vergesst, was die anderen sagen, was irgendjemand erwartet, was "man" doch unbedingt machen "muss" und was auf keinen Fall "darf". Pah! Unsinn! Wenn man wirklich nur die allerliebsten und allerwichtigsten Menschen um sich versammelt, weil man in sich spürt, dass es eigentlich wirklich nur genau die sind, mit denen man diesen so einmaligen Tag verbringen möchte, dann sollte man sich durch nichts und niemanden daran hinder lassen. Und vielleicht macht ihr es dann auch wie K&T und ergreift diese Gelegenheit, euren Lieblingsmenschen etwas zurückzugeben, ihnen ein für alle Mal zu sagen, was ihr von ihnen haltet. Wie sehr ihr sie schätzt. Was sie euch bedeuten und wofür ihr ihnen so unendlich dankbar seid. Ich sage euch, das ist so wunderbar. Genau dafür hatten mich K&T engagiert, und im Traugespräch ging es dann die ersten Stunden auch gar nicht um die Brautleute, sondern um die zwölf Gäste. Zu jedem bekam ich im Vorfeld ein Foto und zwei Stichworte, woher sie sich kannten. Im Gespräch hörte ich dann viele lustige, rührende und liebevolle Anekdoten und Beschreibungen, die ich mir alle notierte, um später in Ruhe für jeden einzelnen Gast seine und ihre eigenen Zeilen zu verfassen. Die letzte gute Stunde des Gesprächs verwandte ich dann noch darauf, K&T über sich etwas auszuquetschen, denn so ganz rausnehmen durften sich die beiden als Hauptpersonen des Tages dabei nicht. Hochzeiten sind ja immer emotional und ich bin glücklich, wenn ich in den Brautleuten und ihren Gästen Emotionen aller Art wecken darf. Aber das hier war echt eine andere Hausnummer. In der Einleitung hatte ich auch einen Disclaimer: "Wir Menschen neigen dazu, Kritik und negative Worte leichter wegzustecken als liebevolle, dankbare und wertschätzende Worte. Das halten wir manchmal fast nicht aus. Da es aber jetzt genau darum geht, lade ich euch ein, es zu versuchen. Versucht das, was die beiden euch sagen wollen, einfach zu hören und zu genießen. Es war ihnen ein Herzensanliegen." Genau so war es dann auch. Es wurde so viel gelacht, aber auch so viel geweint. Danach wurde ich umarmt und es ist eine Nähe entstanden, als ob auch ich die Gäste gut kennen würde. Inwieweit meine Rede die Beziehung zwischen den Brautleuten und ihren Lieblingsmenschen noch weiter vertieft hat, kann ich natürlich nicht ermessen. Aber stell Dir doch mal vor, was Du für Freunde empfinden würdest, die auf ihrer eigenen Hochzeit eine Art Liebeserklärung an Dich speziell und zwar genau Dich richten. Am Ende der Rede gab es dann noch einen Gänsehautmoment. Ich schloss mit Gibrans "Über die Ehe", was ich fast nie bei Hochzeiten tue, denn es ist zwar unglaublich weise und ich stimme vollkommen zu (ohne es selbst je so schön hätte sagen zu können), aber es ist halt nicht so wirklich romantisch. Nichtsdestotrotz hat es zu K&T perfekt gepasst. Ich schließe also mit "...Und steht zusammen, doch nicht zu nah: Denn die Säulen des Tempels stehen für sich, und die Eiche und die Zypresse wachsen nicht im Schatten der anderen." Es ist einen Moment ruhig und dann fragt mich die eine Freundin von K direkt neben mir: "Bist du fertig?" Ich nicke und sie erhebt ihre Stimme: "Also, ich will auch was sagen, ich hatte ein Gedicht vorbereitet, was ich vortragen wollte. (kurze Pause, sie zögert) Es war genau das von Gibran! Weil ich auch finde, dass es so gut zu euch passt. Und als Geschenk haben wir eine kleine Eiche und eine kleine Zypresse mitgebracht!" |
Willkommen!An dieser Stelle berichte ich ab der 2018er Saison über Hochzeiten, coole Ideen "meiner" Paare und Erlebnisse aus meinem Traurednerinnen-Alltag. Archiv
January 2022
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