Ein Plädoyer für den Blick nach Innen, trotz all der lauten Töne von Außen. Hochzeiten sind etwas ungeheuer Emotionales. Fast jeder Mensch hat schon mindestens eine aktiv oder passiv erlebt und eine Meinung dazu. In unserem heutigen Wohlstand und der Möglichkeit, in alle Kulturen hineinzuschauen und das Beste zu übernehmen, sind die Optionen für die Gestaltung der eigenen Feier endlos. Wer sich nach der Verlobung damit näher auseinandersetzt, reibt sich entweder freudestrahlend die Hände, weil die Aussicht auf Basteln, Details, Überraschungen und Ideenfeuerwerk ihn bzw. sie zu Hochform auflaufen lassen. Oder bekommt eine leise Angst. Sicherlich hat es auch was, die Hochzeitsvorbereitungsphase als Feuerprobe für die Beziehung zu sehen – das ist sie in der Tat bei vielen Paaren. Der Stress kann schon sehr hoch werden, wenn man bzw. frau merkt, wie viele Details es geben kann, was alles möglich wäre und was zusätzlich dazu vielleicht noch von den Freundinnen an Ideen oder „solltest-du-nicht-auch“ kommt. Die Männer sind meist entspannt, aber dann doch verwundert, unter welchem Druck die Frau an ihrer Seite auf einmal steht. Aber worum geht es? Darum, dass Ihr Euer Traumfest, Eure Traumhochzeit habt. Das ist das Allerwichtigste. Bevor Ihr Euch in die Planungen stürzt, bremst nochmal kurz ab. Nehmt Euch gemeinsam die Zeit, um genau zu prüfen, was Euer Traum eigentlich ist. Wenn zu diesem Traum eine große Gästeschar, Candybar, Donutwall, Freudentränchen-Taschentücher, Seifenblasen, Tauben, Luftballons, Notfall-Körbchen, Weddings-Wands, selbstgebastelte Deko usw. gehören sind, dann stürzt Euch mit Elan in die Vorbereitungen und erfüllt Euch diesen Traum. Ich ziehe meinen Hut vor all diesen kreativen Energiebomben, die sehr viel Zeit (und Geld) in diesen Traum stecken und die dann wirklich die für sie perfekte Hochzeitsfeier gezaubert haben. Von der die Gäste noch jahrelang reden. Ich bewundere aber auch die Paare, die es anders machen wollen, weil entweder ihre Umstände anders sind oder sie das Gefühl haben, dass das so nicht zu ihnen passen würde. Und diese Paare möchte ich ermutigen: Das ist völlig ok so! Im Gegenteil, das seid Ihr Euch schuldig. Es ist egal, was Eure Eltern, Eure engen Freunde, Eure Geschwister und die Menschen in den Facebook-Gruppen für unverzichtbar halten. Steht zu dem, was für Euch unverzichtbar ist und setzt nur das um. Das erfordert manchmal Mut, beispielsweise eine ganz kleine Feier auszurichten und nicht alle einzuladen, die man einladen müsste. Aber dann passt es zu Euch und Ihr werdet Euren großen Tag genauso glücklich und zufrieden verbringen wie die Paare, die ein detailreiches großes Fest ausgerichtet haben. Ich möchte an dieser Stelle nicht polarisieren, bitte versteht mich richtig. Ich finde alle Arten zu feiern großartig, jedes Paar ist anders und jeder hat andere Träume und Wünsche, die an so einem Tag erfüllt werden sollen. Alles, was ich sage, ist: Macht Euch dabei frei von den Träumen und Wünschen anderer Personen. Hier ein paar Beispiele von Paaren, die sich bewusst anders entschieden haben:
Zum Beispiel: Viele Gäste vs. wenige Gäste Klassisch: Wir laden beide Familien ein, damit sich niemand auf den Schlips getreten fühlt, und die engen Freunde. Anders: Wir laden sowohl von der Familie als auch von den Freunden nur die ein, mit denen uns etwas verbindet. Die wir so richtig gerne mögen. Mit denen wir uns wohlfühlen. Die uns guttun. Kommentar: Ja, vielleicht wird die Tante oder der Cousin verschnupft sein. Aber macht doch dann nach der Feier eine schöne Karte mit Fotos des Tages und schickt die an den großen Kreis mit lieben Worten: „Liebe Tante Josefine, wir haben geheiratet! Es war ein kleines, feines Fest, an dem wir uns das Ja-Wort gegeben haben. Wir sind so glücklich, diesen Schritt gegangen zu sein und empfinden unsere Beziehung jetzt als noch intensiver und enger. Nimm uns bitte nicht übel, dass wir Dich nicht eingeladen haben – wir haben darauf vertraut, dass Du uns eine kleine Feier gönnst und Dich auch so für und mit uns freuen kannst. Alles Liebe, …“ oder – und hier klaue ich die Worte von K&T, die in der Tat im sehr kleinen Kreis geheiratet haben: „Dankeschön! Nach … gemeinsamen Jahren war es am … soweit: Wir haben geheiratet! Auf diesem Weg möchten wir Danke sagen. Danke Euch, liebe Familienangehörigen, Freunde und Wegbegleiter, dass Ihr an uns gedacht und Euch mit uns gefreut habt. Ihr alle habt dieses Ereignis zu einem unvergesslichen gemacht.“ Sehr elegant, wie ich finde. Zum Beispiel: First Look zu zweit vs. First Look vor den Gästen Klassisch: Der Bräutigam sieht die Braut zum ersten Mal, wenn sie durch die Gäste auf ihn und die Traurednerin zukommt. Nach der Zeremonie ist das Fotoshooting. Anders: Braut und Bräutigam machen das Shooting vor der Zeremonie. Sie erleben diesen besonderen Moment des „First Look“ zu zweit, nur vom Fotografen begleitet. Kommentar: Schön daran ist, dass das Brautpaar sich während des First Looks aufeinander konzentrieren kann und nicht von Dutzenden Augenpaaren beobachtet wird, wie wer reagiert. Schön ist auch, dass die Gäste nach der Zeremonie nicht sich selbst überlassen sind. Und die Magie zu Beginn der Zeremonie geht keineswegs verloren, denn der Moment, wenn die Braut auf ihren zukünftigen Ehemann zugeht, ist einzigartig und löst nicht weniger Emotionen in Bräutigam und Gästen aus, wenn er sie vorher schon gesehen hat. Im Gegenteil, vielleicht ist sogar weniger Druck, weniger Anspannung da, was mehr Raum für Freude, Aufregung und Liebe lässt. Zum Beispiel: Die Sommer-Samstag-Nachmittags-Hochzeit vs. Unendlich viele andere Varianten Klassisch: Sommer-Samstag-Nachmittag, Zeremonie, Sekt, Kuchen, Foto-Shooting, Programm, Abendessen, Tanz, Hochzeitstorte um Mitternacht. Anders 1: Freitagabend, Fotoshooting zu zweit gegen 16 Uhr, Freie Trauung um 18 Uhr, Abendessen um 19 Uhr, dann Party. Kommentar: Sowohl Locations als auch Traurednerinnen sind leichter (und oft auch kostengünstiger) zu finden. Für die Gäste ist es auch toll, weil sie etwas Wunderbares an einem gewöhnlichen Freitagabend erleben dürfen und dann das ganze Wochenende noch vor sich haben. Insgesamt wird das Fest preislich günstiger, weil die Nachmittagsversorgung wegfällt. Anders 2: Ein beliebiger Wochentag. Morgens/vormittags Standesamt zu zweit. Ggf. Umziehen, dann Fotoshooting. Die Gäste kommen nachmittags/am frühen Abend zur Party-Location. Freie Trauung um 18 Uhr, Abendessen um 19 Uhr, dann Party. Alle Gäste können im selben Hotel, idealerweise in der Party-Location selbst, schlafen und frühstücken am nächsten Morgen gemeinsam. Kommentar: Durch die Abkopplung vom Wochenende wird es möglich, das Wunschdatum zu wählen (Tag des ersten Kusses. Tag der standesamtlichen Hochzeit vor einem Jahr. Tag des Sieges im DFB-Pokal der Eintracht über Bayern München. You get the picture.) Ja, dafür müssen sich die Gäste freinehmen. Ansonsten gelten die Vorteile wie bei Version 1, wobei das gemeinsame Frühstück und die Tatsache, dass es sich alles wie Urlaub anfühlt, für eine besondere Atmosphäre sorgen. Anders 3: Niemand weiß, dass es eine Hochzeit ist. Geladen wurde beispielsweise zum Geburtstag. Kommentar: Die Leute kommen entspannt und haben sich keine Gedanken wegen Outfit und größerem Geschenk gemacht (das ist manchen Brautpaaren wichtig. Ich persönlich liebe ja Geschenke, aber verstehe auch, dass man es für seine Gäste entspannen möchte). Es ist ein riesiger Effekt, wenn Ihr auf der Feier die Bombe platzt und mich als Traurednerin vorstellt. Zu bedenken ist, dass Ihr dafür sehr gute Geheimniskrämer sein müsst, was auch belastend sein kann. Es wäre zu erwägen, die Eltern einzuweihen, wenn sie ansonsten verletzt wären – aber auch nur, wenn sie dichthalten können. Das ist nur ein winziger Ausschnitt von Anders-Möglichkeiten, die es gibt. Ich will mit diesen Beispielen Mut machen, in verschiedene Richtungen zu denken. Wenn Ihr Euch in aller Ruhe überlegt habt, was für ein Fest Ihr wollt, werdet Ihr den für Euch perfekten Ablauf finden. Wenn Ihr auf ein paar Ideen rumkaut und nicht genau wisst, ob sie funktionieren, ruft mich gerne an. Ich bin weit davon entfernt, Hochzeitsplanerin zu sein, aber ich weiß gut, welche Fragen Ihr Euch stellen müsst, um den für Euch richtigen Ablauf zu finden, der dann auch funktioniert. Hinterlasst mir gerne Eure Kommentare, wie Ihr anders gefeiert habt und wie es für Euch war.
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Willkommen!An dieser Stelle berichte ich ab der 2018er Saison über Hochzeiten, coole Ideen "meiner" Paare und Erlebnisse aus meinem Traurednerinnen-Alltag. Archiv
Juli 2024
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